Zittau bewirbt sich gemeinsam mir der 3LänderRegion um den Titel Kulturhauptstadt Europas. Was denken die Nachbarn über das Vorhaben? Wie wollen sie sich einbringen?
03. Sept. 2019
3mag war im Gespräch mit dem Journalisten Mariusz Klonowski und Mirosław Fiedorowicz, Oberst der Polnischen Armee a.D., ehemaliger Bürgermeister der Stadt Zgorzelec und gegenwärtig Vizelandrat des Landkreises Zgorzelec.
Ja, zusammen mit dem Oberbürgermeister von Görlitz, Herrn Prof. Dr. Rolf Karbaum. In unserer Zeit waren die deutsch-polnischen Beziehungen zwischen den beiden Stadthälften sehr intensiv und gut gewesen. Der Bewerbungsprozess hat unsere Kontakte mit der deutschen Seite sehr intensiviert, man kann sogar von „Powerkontakten” sprechen. Heutzutage treffen wir uns immer noch und sind inzwischen gute Freunde geworden.
Mit großer Freude.
Erstens würde ich es nicht getrennt betrachten sondern als gemeinsame Europastadt Görlitz-Zgorzelec. Zweitens sind wir seit dem in Brüssel, in Berlin und in Warszawa sowie in anderen europäischen Städten bekannt, man wusste ja vorher nicht, wo Görlitz/Zgorzelec liegt. Das kam auch durch unzählige Einladungen. Wir waren sehr oft eingeladen, zu deutsch-polnischen Events, in die Botschaften unterschiedlicher europäischer Länder. Wir wurden nach unserer Meinung gefragt. Das erlangte Prestige hat sehr bei der Förderung für unsere beiden Städte geholfen. Beispielsweise ist Dank dessen ein Projekt namens Brückenpark entstanden und im Zuge der Bewerbung wurde die Altstadtbrücke gebaut. Ich habe damals die Revitalisierung der Neißevorstadt – dem ältesten Teil von Zgorzelec – angeregt. Und ich hoffe, dass der neue Bewerbungsprozess Zittau 2025 ähnliche Effekte haben wird und dass wir 2030 auf ähnlich schöne Ergebnisse zurückverweisen können.
Aber genauso so funktioniert es, das kann ich auch als ehemaliger Offizier sagen. Ich war Befehlshaber der Einheit der Polnischen Armee von Zgorzelec, in Ujazd [Stadtteil von Zgorzelec]. Als ich dann Bürgermeister geworden bin, hat die Stadt die ehemalige Kaserne meiner Einheit gekauft, um diese neu zu bewirtschaften. Heutzutage befinden sich dort ein Gymnasium mit einem Sportkomplex, Wohnhäuser, sowie Unternehmens- und Firmenzentralen. Außerdem befindet sich in dem zweiten Kasernenkomplex im Stadtzentrum u.a. das Landratsamt, das Polizeirevier und das Finanzamt.
Für den aktuellen Bewerbungsprozess wird es auch notwendig, dass die internationalen Beziehungen wieder enger werden. Die heutige Politik braucht auf jeden Fall eine gemeinsame Verständigung. Ich kann es mir nicht anders vorstellen. Wir sind – im positiven Sinne dieses Wortes – zu einer Zusammenarbeit verdammt. Das bringt beiderseitig Vorteile, nicht nur für die Ämter, auch für unsere regionale Gesellschaft. Ich bin ein Freund der Zukunft, man soll nicht nach hinten blicken. Man soll die alten Geschichten begraben.
Ich möchte, dass die Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen Zgorzelec und dem Landkreis Görlitz so verläuft wie während der Bewerbung der Europastadt Görlitz/Zgorzelec, damit die Bewerbung intensiver und erfolgreicher wird wie früher. Nach meinem Amtsantritt im November fand bereits ein erstes Kennenlernen- und Amtstreffen der Landratsleitung mit dem Landrat Bernd Lange statt.
Man kann die bisherigen Erfahrungen, die die Europastadt Görlitz/Zgorzelec in ihrem Bewerbungsprozess damals gemacht hat, aktuell nutzen. Momentan kann ich leider nicht aufzählen, welche konkreten Schritte unternommen werden sollen. Ich bin gerade dabei, mich in die Prozesse einzuarbeiten. Aber in drei, vier Monaten werde ich gern auf die Frage zurückkommen. Beim nächsten Treffen direkt im Landratsamt werden wir schon die ersten Vorschläge in Rahmen unserer Zusammenarbeit vorstellen können.
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3magRedaktion